Wer Kinder hat und diese reiten oder sollen bzw. wollen reiten lernen, dann folgt hier der ultimative Campingplatztipp.
Zielgruppe Kinder: von 3 Jahren an aufwärts bis ca. 14 oder 15 Jahren, dann wirds wohl (leider) langsam uninteressant, es sei denn, der Freund mag ebenfalls Pferde 😉
Der Campingplatz, um denn es hier geht, liegt in der Nähe von Kassel in Liebenau-Zwergen und es gibt dort an die einhundert(!) Ponys und auch ein paar Großpferde, für die Erwachsenen, falls die auch mal das Glück der Erde suchen und vielleicht finden wollen.
Da Sattel auf den Pferde- bzw. Ponyrücken individuell angepaßt werden müssen und es somit ziemlich viele Sättel geben müßte, reitet man auf dem Ponyhof ohne Sattel. Für die Großpferde gibt es Sattel, aber man kann wohl auch da (teilweise) ohne Sattel reiten.
Morgens um 10 Uhr gibts das Ponyreiten, wobei sich je nach Anzahl Mädels (und meist einige wenige Jungs) zwei bis vier Kinder ein Pony teilen. Aufgeteilt auf die verschiedenen Reitplätze und die Halle (da sind die kleinsten), kann dann jedes Kind je drei Runden a 10 Minuten reiten, eine Runde gibts auch Trab, mit Zügelführung. Gegen Mittag ist das Spektakel dann zuende.
Parallel dazu hat man sich hoffentlich schon für die Reitstunde eingetragen. Die findet dann am Nachmittag statt, kostet zur Zeit 11 Euro (seit Jahren konstant) und dauert eine Dreiviertelstunde. Man muß sich bzw. das Kind dabei selbst einstufen in Anfänger, Mittel oder Forti. Zwischenstufen setzen ist möglich.
Erfahrungsgemäß wird das Kind dabei gerne zu hoch eingeschätzt, glücklich wird es dabei nicht, wenn es nicht mithalten kann, also lieber erst mal eine Stufe niedriger ankreuzen, als man es denn gerne hätte. Denn ohne Sattel reiten ist was anderes.
So wundert es auch nicht weiter, daß so manches Kind mindestens einmal vom Pony rutscht, aber in der Regel geht es mit einem kleinen Weinanfall glimpflich ab.
Ist das Kind dann schon weiter, kann traben und galoppieren ohne sich an der Mähne festzuhalten, ist es langsam reif für den Schrittausritt.
Will heißen, kein Ponyreiten um 10 Uhr mehr, sondern in einer Gruppe von vielleicht zehn Kindern Mittags einen Schrittausritt in die nähere Umgebung.
Aber bevor es soweit ist, muß man vor den gestrengen Augen eines Betreuers vom Campingplatz vorreiten. Das ist immer wieder spannend und findet unter Auschluß der Öffentlichkeit statt. Wer es beim ersten mal nicht schafft, dem sei verraten: Kaum jemand schafft es auf Anhieb und so mancher braucht 10 und mehr Anläufe, aber ist es geschafft, sind Kind und Eltern (letztere hoffentlich auch!) stolz wie Oskar.
Die nächste Stufe sind dann die Fortis, die Fortgeschrittenen. Da gibts auch einen Ausritt, aber da wird dann nicht mehr nur geschreitet 😉
Wer den Test für Schrittausritt bzw. Fortis geschafft hat, bekommt einen Eintrag ins Klassenbuch Vermerk im Computer und braucht beim nächsten mal nicht mehr für die jeweilige Qualifizierung vorzureiten.
Beim Schrittausritt muß man eine Runde galoppieren können ohne sich festzuhalten und beim Fortitest muß man auf dem Zirkel galoppieren können. So ungefähr jedenfalls.
Derweil die Erwachsenen sich entspannt zurücklehnen können – schön wärs, denn das Kind ist immer unterwegs und man muß schon gut planen, damit das mit der Essensversorgung auch klappt.
Abends wird es gemütlich, mit Feuerkörben, leckerem Radler in mehreren Strandkörben und im Kerzenschein der Kronleuchter im ehemaligen Kuhstall(?), der nun ein rustikales Restaurant ist. Kuhstall deswegen, weil der gesamte Hof ein ehemaliger Bauernhof ist. Betrieben wird der Campingplatz-Hof vom Ehepaar Fülling. Mit dabei ist eine/die(?) Tochter.
Eine Besonderheit für Buchungswillige: Man muß den gesamten Betrag für die geplante Aufenthaltsdauer bei Ankunft bar zahlen.
Bei schlechtem Wetter können sich die Kinder in der ehemaligen Scheune austoben, mit Rutsche und Rollschuhbahn. Macht auch älteren noch Spaß: Abends, wenn die Kleinen im Bett sind, rutschen die Großen.
Außerdem vorhanden eine Tischtennisplatte, allerdings ist die so geschickt aufgebaut, daß schon mehr als ein Ball auf nimmerwiedersehen unter einer angrenzenden Treppe verschwunden ist.
Dann gibts noch den Mühlbach, bei jedem schönem Wetter dient er als Planschbecken und Klettergarten.
Der Campingplatz selbst bietet den üblichen Comfort, es gibt massiv gebaute Einzelkabinen mit Toilette und Waschbecken, die Duschen sind mit einer Plastikkarte zu bedienen, eine Minute kosten (hab ich vergessen) Cents. Dreht man das Wasser während der Zeit ab,tickt die Uhr trotzdem und man muß sein Toilettenpapier immer mitnehmen, denn es gibt keins bei den Toiletten. Man bekommt aber eine Rolle bei der Anmeldung, wenn man danach fragt, oder sie sich einfach nimmt, genau wie einen Kaffee zur Begrüßung. Für die kleinsten gibt es einen süß gemachten gemeinsamen Waschraum.
Der Empfang ist übrigens in einer echten Wassermühle, die heute der Stromversorgung dient. Früher? K.A. Im gleichen Gebäude ist ein Aufenthaltsraum mit Kamin und diversen Zeitschriften. Die liegen übrigens überall herum und als Nichtlandwirt ist man schon erstaunt, wieviele Landwirtschaftszeitungen es so gibt.
Für den Frühsport ist durch das dafür passend in Szene gesetzte Waschhaus gesorgt, wieso, weshalb, laßt Euch überraschen!
Was fällt mir noch ein?
In der Mühle kann man bis abends seine Brötchenbestellung für den nächsten Morgen aufgeben, Nummer merken! Außerdem liegt dort eine Liste aus für Massagen vor Ort. Berichten zufolge durchaus lohnenswert.
Animation gibt es, gerne mit Pferden, Kutschreiten (eher für jüngere Kinder zu empfehlen, Ponyausritte mit anschließendem Picknick – Geld mitnehmen nicht vergessen, sonst gibt es lange Nasen, aber auch Bogenschießen für Kinder und Erwachsene, so mancher bringt auch seinen eigenen Bogen mit. Jeweils ab 15 Uhr kommt ein gestrenger Dragoner, der die Aufsicht hat. Muß wohl so sein, denn es ist ja nicht ganz ungefährlich.
Bei soviel Licht muß es auch Schatten geben. Mal sind die Waschgelegenheiten nicht mehr zu benutzen, weil offenbar der Hauptablauf dicht ist, da geht dann über Stunden nichts mehr, der eine nimmts gelassen, der andere mault herum. Dann fällt schon mal der Strom auf den Stellplätzen aus, weil die Anschlüsse teilweise nicht besonders hoch abgesichert sind (das wird aber auch deutlich erwähnt). Ostern diesen Jahres gab es auch irgendetwas nicht so tolles, aber ist schon wieder vergessen, fällt vielleicht wieder ein, kann so schlimm jedenfalls nicht gewesen sein 😉
Ein Nachteil der ländlichen Umgebung rund um das Reiterparadies sei nicht verschwiegen: Es gibt im Dorf nur einen kleinen Hofladen, sinnigerweise wird der ebenfalls von einem Familienzweig betrieben (vielleicht ein Bruder?). Anfangs war das ein Erdbeer- und Spargelverkauf, zwischenzeitlich hat er sich deutlich vergrößert. Man bekommt nun doch einiges.
Auf dem Campingplatz selbst gibt es auch einen Laden, der anfänglich irgendwie nie aufhatte trotz erklärter Öffnungszeiten (man konnte ihn aber auf Nachfrage betreten, wenn sich denn der Schlüssel fand) bzw. Milch und Wein gab es auch im Restaurant für angemessenes Geld.
Wer einen Tante-Emma-Laden sucht, der findet ihn im nächsten Ort, zu erreichen nach halbstündigem Fußmarsch durchs Feld und vorbei an einem kleinen See, der aber nicht zu betreten ist. Wenn man vom Campingplatz kommt, wendet man sich halb links und läßt zur Rechten die Reitplätze liegen (Schnitzelplatz?), man erreicht dann irgendwann (bei Sonne unbedingt Kappe und Sonnencreme mitnehmen, es gibt keine Bäume, die Hitze steht buchstäblich) das Nachbardorf, wendet sich rechts, da kommt dann auch eine Sparkasse mit Geldautomat, anschließend an der großen Kreuzung noch mal links, ein, zwei Straßenzüge weiter liegt dann der Laden rechts. Viel gibt es da aber auch nicht, vor allem, wenn man auf den letzten Drücker kommt.
Bunkern ist also auf jeden Fall empfehlenswert.
Im letzten Jahr wurde ein Pavillon neu aufgestellt, die Elternlounge, sehr schön, mit Bücherregal und bequemen Sofas. Dieses Jahr ist er nun für alle erlaubt und oft von den Jugendlichen belagert. Schade eigentlich, war eine klasse Idee, diese Elternlounge.
So nun mal genug vom Reiterparadies Liebenau-Zwergen. Bilder werden bei Gelegenheit nachgereicht.
Die Adresse: Reiterparadies-Campingplatz, 34396 Liebenau-Zwergen, zur Homepage, auf selbiger gibt es übrigens auch ein paar Spiele.